Lohnt sich der Stuttgarter Weihnachtsmarkt? Die Frage stellte mir mein Cousin nach meinem Besuch auf demselben. Meine Antwort fiel eindeutig aus: „Ja“. Und das, obwohl der Landesvater von „The Länd“, Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, sich laut eigenem Bekunden privat nicht auf Weihnachtsmärkten herumtreibt. Das zumindest ist auf der Website des Landtags in eben diesem Wortlaut nachzulesen.
Seit 1692 existiert der Stuttgarter Weihnachtsmarkt
Der Stuttgarter Weihnachtsmarkt gehört zu den größten und ältesten Weihnachtsmärkten in Europa. Erstmals urkundlich erwähnt wurde er 1692. Für mich und meinen Mann hat er eine besondere Bedeutung, hier haben wir uns 1992 das Ja-Wort gegeben und mit Glühwein besiegelt. Spontan hatte ich in diesem Jahr für mich und meinen Mann eine Nacht in einem zentral gelegenen Stuttgarter Hotel gebucht, Sonntag auf Montag, das war schon mal von Vorteil. Denn der Weihnachtsmarkt war am Sonntagabend zwar gut besucht, aber man konnte sich trotzdem angenehm fortbewegen.
Mir gefällt an Stuttgarter besonders gut, dass man sich von einem Platz zum anderen treiben lassen kann und es gefühlt überall weihnachtlich zugeht. Die Prachtsäulen vom Königsbau strahlen im Lichterglanz, auf dem Schlossplatz zuckelt traditionsgemäß die Eisenbahn durch eine Miniaturlandschaft, auf dem Karlsplatz kann man dieses Jahr bei den Finnen Eisstock schießen und Beerenwein kosten. Und wer Glück hat, kommt gerade rechtzeitig zu einem der kostenfreien Adventskonzerte im Innenhof des Alten Schlosses vorbei. Wer nach dem Schlendern durch die Stadt immer noch nicht genug hat, kann (in diesem Jahr von 29.11.-21.12.2024) auf dem Marienplatz in Stuttgart-Süd das Wouahou Winterdorf erkunden. Ein 200 qm großes, beheiztes mit Holzboden und viel Liebe ausgestattetes Riesen-Tipi bildet hier das Herzstück.
Ist Weihnachtsmarkt noch zeitgemäß?
Nun noch mal zurück zur Anfangsfrage, die ich etwas umstelle: „Kann man in Zeiten wie diesen überhaupt noch einen Weihnachtsmarkt genießen?“ Auch diese Frage beantworte ich für mich eindeutig mit einem „Ja“. Diesen Teil des Textes schreibe ich bewusst für die junge Generation, als Mutmacher, als Initiative für Freude und Leben, das also ist vor allem für euch Jungs: Ich gehöre der Generation x an, mein Mann ist Boomer. Den Boomern schreibt man Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu, sie gehören aufgrund ihrer hohen Identifikation mit Beruf und Arbeit zu den Workaholics. Der Generation x wird dagegen, glaubt man den Recruiting-Seiten, Pessimismus und Ambivalenz zugeschrieben. Ok, bei uns ist also die ganze Gemengelage vorhanden.
Xanadu, das Land der Hoffnung
Jetzt versuche ich die Kurve zu kriegen: Als ich jung war, ging ich auf jede Party, auf die ich mich vor meinen gestrengen Eltern rausschleichen konnte. Ich trug vorzugsweise pinke Kleidung und eine dauergewellte Lockenmähne. Und zu meinen Lieblingsgruppen zählte ELO. Wer ELO kennt, dem ist auch der Disco-Pop-Song Xanadu, von Olivia Newton-John zusammen mit Electric Light Orchestra, bekannt. Der Song wurde vom Gründungsmitglied von ELO, Jeff Lynne, geschrieben und handelt von einem besonderen Ort namens Xanadu, an den niemand zu kommen wagte. Xanadu wird als Ort der Liebe und Magie beschrieben, an dem man sich wie ein Stern am Himmel fühlt. Er drückt die Sehnsucht nach einem perfekten Ort der Liebe und Glückseligkeit aus und symbolisiert die Hoffnung auf ein Leben voller Freude und Erfüllung. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich gemeinsam mit meiner Jugendfreundin, beide im Olivia Newton-John Outfit, auf eine imaginäre Bühne stieg und wir in voller Lautstärke den Text trällerten. Das war ein unbeschreibliches Glück und ein Moment voller Freude. Und genau so empfinde ich heute noch einen Besuch auf einem Weihnachtsmarkt. Am Montag kann ich mich dann wieder der Ernsthaftigkeit des Lebens widmen. Aber ich finde, genau diese kleinen Momente des Glücks können auch zu einer besseren Welt beitragen.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern an dieser Stelle eine schöne Weihnachtszeit!