Otto Wagner Kirche am Steinhof
Alexandra Freund-Gobs • 21. Januar 2025
Ein Meisterwerk am Rande von Wien

Wenn man von einem der vielen Cafés mit Aussicht über Wien schaut, entdeckt man in westlicher Richtung auf einem der Hügel ein goldenes Glitzern. Was da hell leuchtet, ist die Kuppel der Otto Wagner Kirche am Steinhof. Die Kirche zum Heiligen Leopold am Steinhof gilt als architektonisches Meisterwerk des Jugendstils von Otto Wagner und ist der erste Kirchenbau der Moderne in Europa.
Nicht überladen sondern strahlend klar
Ihre Kuppel ist mit vergoldeten Kupferplatten gedeckt. Das Innere der Kirche hat mich schlichtweg überwältigt. Sie hat so gar nichts heimelig-barockes. Man tritt ein und wird zunächst quasi geblendet von strahlendem Weiß und einer absolut klaren Anordnung des Ambientes. Von innen ist die Kuppel im vorderen Kirchenbereich verkleidet mit weißen Fliesen, umrahmt von goldenen Fugen. Darunter befindet sich der weiße Altar mit einem filigran gold leuchtenden Baldachin, erreichbar über zwei weiße Treppen links und rechts. Der zweite Blick richtet sich auf ein riesengroßes Altargemälde in den Farben Weiß, Gold und Brauntönen sowie dem sich darunter befindenden blauen Himmel. Abgebildet sind Christus und sein Jünger. In der Mitte des Raums hängt von der Decke ein mit nach unten angeordneten kugelförmigen Lichtern in Traubenform angeordneter Kronleuchter. Links befindet sich eine weiße mit Gold verzierte Kanzel. Auch die Bodenfliesen sind weiß mit typisch filigraner Jugendstilmusterung. Allein das Kirchengestühl ist aus dunkelbraunem Holz und der Hauptweg mit einem bordeauxroten Teppich versehen.
Eine halbe Stunde Fahrt ins Glück
Ich hatte Glück und die Kirche (Baumgartner Höhe 1) nach einer ganzen Woche Wien im Regen besucht, als sich sonntags der Himmel endlich strahlend blau und von seiner besten Seite zeigte. Gut gelangt man zum Otto Wagner Areal Steinhof mit dem Bus 47 A oder 48 A vom Ring/Volkstheater. Für die Fahrt in den 14. Bezirk sollte man auf jeden Fall eine halbe Stunde einplanen. Von der Halteausstelle läuft man durch das Parkgelände hoch zur Kirche. Die Kirche ist von Mitte März bis Ende Oktober geöffnet. Genaues erfährt man unter wienmuseum.at
Nach meinem Besuch der Kirche spazierte ich durch die Steinhofgründe, lief weiter bergauf und genoss einen wundervollen Blick über Wien. In diesem Naherholungsgebiet tummeln sich sonntags bei schönem Wetter Wanderer, Spaziergänger, Familien. Der rückwärtige Blick führt über die sanften Hügel des Wienerwalds.
Otto Wagner prägte das Wien um 1900
Otto Wagner begegnet man in Wien übrigens an vielen Ecken. Er hat Wien entscheidend mitgeprägt. Als Stadtplaner, Architekt und Lehrer. Viele der wichtigsten Gebäudes des Wien um 1900 hat er entworfen. Dazu zählen die Postsparkasse, die Wohnhäuser an der Wienzeile (gut sichtbar vom Naschmarkt aus), die Stadtbahnpavillons am Karlsplatz, in Schönbrunn und Hietzing. Wer sich mehr für sein Werk interessiert, stößt automatisch auf Michael Schmids „Otto Wagner. Der Kunst und Kulturführer zum bedeutendsten Stadtplaner Wiens“.
Beziehungsarbeit- als Schwabe im Gespräch mit einem Wiener
Voll der fantastischen Eindrücke ging es mit dem Bus wieder zurück ins Zentrum Wiens. Und Wien wäre nicht Wien, wenn man in den Öffis nicht irgendeine Begebenheit mitnimmt. Der Bus war leer, ein junger Mann, der sichtlich einen Gesprächspartner zur Überbrückung der Fahrt suchte, stieg ein. Die Wahl fiel auf mich. Er kam schnell vom Wetter zu seiner Lieblings- und Heimatstadt Wien „der schönste Ort der Welt überhaupt“. Da er keine Pausen für Rückfragen einbaute, ging er einfach davon aus, mit einer Wienerin zu sprechen. Widerspruch zwecklos. Aber so ganz wollte er sich nicht als einseitig denkend abstempeln lassen, also berichtete er von Orten, die er aus Erzählungen seiner Mutter kannte. Ich muss wohl in ihrem Alter sein. So hangelte er sich von Paris nach Berlin, von Rom nach Stockholm. „Alles auch ganz schöne Städte“, meinte er. Irgendwann kam, was kommen musste. München. „Geht so.“ Im Süden Deutschlands gerade noch erträglich. Das restliche Süddeutschland – „kannst vergessn“. Inzwischen hatte ich mich so in den Monolog meines Gegenübers reingelächelt, dass der Zeitpunkt, die Wahrheit zu sagen, schlichtweg vorbei war. Ich brachte es einfach nicht mehr über mich zu sagen, dass ich aus Baden-Württemberg stamme, über Stuttgart und Wien schreibe und Wien zwar schätze, meine Heimat aber nicht minder.
Um den Blog nun zu schreiben, wollte ich recherchieren, wie viele Schwaben in Wien leben, bekam aber kein stichhaltiges Ergebnis. Was ich aber fand, war, dass unser derzeitige Landesvater Kretschi (Wienfried Kretschmann) im Juni 2024 auf Delegationsreise beim derzeitigen Bundespräsidenten Österreichs, Alexander Van der Bellen, vorbeigeschaut hat. Im Fokus standen die bilateralen Beziehungen. Zumindest besteht hier noch Hoffnung. Vielleicht geht sich’s aus.
Ich sage derweil Baba, Servus, Pfiat die, Wiederschaun und für alle, die mehr über die fantastische Kirche erfahren wollen gibt es hier mehr Infos: