Als ich die Weißenburgstraße von Stuttgart-Mitte aus nach oben Richtung Olgastraße entlangschlendere, fällt mir linker Hand ein kleiner Laden auf. Ich blicke auf einen Tisch mit verzierten Porzellan-Etageren, Tässchen, bunten Dosen. „The English Tearoom“ ist eine bezaubernde Einladung an die englische Teekultur. Lynn Hazlewood steht strahlend hinter einem ihrer Tresen und berät einen Kunden. Sie hat gemeinsam mit ihrem Mann Christian die Liebe zur englischen Teetradition aus England nach Stuttgart mitgebracht. Denn English Tearoom gibt es seit über zehn Jahren. Wir kommen schnell ins Gespräch über Shortbread und andere leckere Spezialitäten. Lynn gibt gerne Tipps, wer also Fragen zur Teekultur hat, kann gerne bei ihr vorbeischauen oder sie online kontaktieren. Wer sich an verschiedensten weißen, grünen oder Schwarztees, an Himbeer-Schokoladen- oder Ingwer-Apfelplätzchen und vielen anderen Sorten und an vielerlei Geschirr in zart-bunt-verspielten Mustern erfreuen kann, ist hier goldrichtig. Eine absolute Besonderheit ist, dass Interessierte auch Tee-Workshops und Tee-Seminare besuchen können. Hierfür ist die Teeliebhaberin Sabine Gullatz zuständig. Die Workshops finden immer sonntags statt und sind auch recht beliebt, so dass es eine Warteliste gibt. Ich nehme mir auf jeden Fall vor, mich hier bei nächster Gelegenheit anzumelden:
https://www.the-english-tearoom.de/
Mit der Zacke und einem Königspudel zur Haigst, Stadtblick genießen
Heute möchte ich endlich auch mal mit der Zacke fahren. Stuttgarts von den Einheimischen liebevoll "Zacke" genannte Zahnradbahn fährt vom Marienplatz bis nach Degerloch. Der Weg ist steil und eröffnet, je weiter die sehr modern ausgestattete Bahn nach oben zuckelt, einen tollen Blick über Stuttgart bis in die Ferne. Neben mir sitzt eine junge Frau mit einer Schale Erdbeeren in der Hand. Auf der gegenüberliegenden Seite sitzt ein schwarzer und sehr großer Königspudel, das Frauchen befindet sich im Hintergrund. Fasziniert betrachte ich den Pudel. Am Kopf schaut er aus wie der Sänger Prince in den Zeiten, als er mit Afrolook auf die Bühne stand. Das Frauchen erzählt: "Die Frisur schere ich ihm immer selbst". Inzwischen hört der ganze Wagon zu: "Und das Fell ist fantastisch. Im Sommer kühlt es, im Winter wärmt es." Sie schwärmt noch eine Weile weiter. Der ganze Wagon grinst. Ich habe schon seit Jahrzehnten keinen Königspudel mehr gesehen. Heute sind ja eher Ridgeback, französische Bulldoggen und Labradoren 'in'. Auch die Frau mit den Erdbeeren hört zu, bis sie an der Haltestelle „Haigst“ aussteigt. Ich tue es ihr gleich. Direkt neben der Haltestelle befindet sich eine kleine Grünanlage. Parkbänke bieten eine gigantische Aussicht über die City. Die Plätze sind gut besetzt und heute nutzen vor allem viele junge Menschen die baumbeschattete Idylle. Die Erdbeerfrau setzt sich zu einer Freundin und lacht, als sie sieht, dass ich es ihr gleichgetan habe. Die Grünanlage auf dem Haigst wurde 1971 gestiftet vom Verschönerungsverein Stuttgart und gestaltet vom Gartenbauamt Stuttgart. Witzig ist eine Skulptur, die an die Osterinsel erinnert und ihr Gesicht der Stadt zuwendet. Die Moai-Skulptur wurde gestiftet vom Honorarkonsul von Chile Georg Kieferle, lese ich auf der Aufschrift.
Downhill: mit dem Fahrrad oder zu Fuß?
Ich steige wieder in die Zacke ein und bemerke diesmal, dass ein Anhänger vor der Bahn angebracht ist, der voller Fahrräder steht. Die Bahn ist auch voll von jungen Menschen mit Helm, Visier, Rückenprotektor und Knieschützern. Einen Reim kann ich mir noch nicht darauf machen. In Degerloch angekommen, nehmen die jungen Menschen ihre Fahrräder vom Anhänger und sausen an mir vorbei. Noch immer kapiere ich es nicht ganz. Deshalb frage ich einen Herrn meines Alters, der normal-behelmt auf sein Fahrrad steigt, was es mit der Gruppe auf sich hat. „Die fahret jetzt die Downhillstrecke“, erfahre ich von ihm. Die Strecke befindet sich unterhalb der Haltestelle Degerloch und führt linkerhand direkt in den Wald nach unten. Rechts daneben führt eine Treppe für Fußgänger zum Stuttgart-Rundwanderweg, man kann hier auch zum Marienplatz laufen. Der Herr erklärt mir, dass die Downhillstrecke nicht ohne ist. Er wohnt daneben und man hört, so berichtet er, des Öfteren den Krankenwagen in den Wald fahren. Ich stelle mich eine Weile neben den Startpunkt und schaue den jungen Leuten zu, wie sie sich voller Freude und mit rasender Geschwindigkeit auf den Weg bergab machen. Im Kopf behalte ich den Rundwanderweg, der steht jetzt auf einem meiner nächsten Besuche auf der Liste.