Das erste Mal in Wien war ich so mit acht Jahren. Ich kann mich daran erinnern, dass wir Riesenrad gefahren sind. Und ich erinnere mich daran, dass ich bei der Übernachtung im Hotel eines Nachts schlafwandelnd am Portier vorbei durch den pompösen Hoteleingang Richtung Wiener Ringstraße gestiefelt bin ... Viele Jahrzehnte lang hat mich Wien dann überhaupt nicht interessiert. Andere Großstädte fand ich reizvoller. Erst als eine meiner Lieblingsbands auf ihrer Europa-Tour einen Gig in Wien hatte, habe ich die Gelegenheit für einen Wien-Urlaub beim Schopf gepackt. Eine Woche lang wurde alles besucht und besichtigt, was "man in Wien alles sehen muss".
Keine gute Idee: zu viel auf einmal
Einerseits war ich überwältigt vom Glanz der Gebäude im Zentrum und andererseits war ich ein wenig enttäuscht. Was ich vermisste, war der urbane Abwechslungsreichtum, den ich aus Berlin kannte. Ein Jahr später gab ich Wien nochmals eine Chance. Den Nachwuchs zog es nach Wien, das gab den Anschub. Diesmal suchte ich als Bleibe pandemiebedingt gleich eine Airbnb Wohnung statt eines Hotels zum Übernachten. Das fühlte sich gleich viel besser an. Den Schlüssel ins Schloss einer altehrwürdigen, verzierten Holztür zu stecken, ein uraltes Stiegenhaus emporsteigen, welches das Zentrum eines in die Jahre gekommenen Mehrfamiliengebäudes im zweiten Bezirk bildet, im schwarz-weiß gefliesten Hinterhof den Müll entsorgen - das hat was. Wien wurde mir auf den zweiten Blick sympathisch.
Böhmischer Prater versus Biotope City
Ich hatte ich eine Liste im Gepäck. Ein Punkt war der Böhmische Prater. Das ist ein kleiner Vergnügungspark auf dem Laaer Berg am Rande des Laaer Waldes im 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten. Man tut gut daran, den letzten Kilometer zum Böhmischen Prater zu Fuß zurückzulegen, egal ob man mit der Straßenbahn oder mit dem Bus anfährt. Der Weg führt dann durch eine Siedlung mit etlichen putzigen Einfamilienhäusern, die allesamt Gartenzwerge im Vorgarten beherbergen. Das ist alles andere als das Wien der "Vorstadtweiber". Der Böhmische Prater selbst ist ein Miniatur-Prater mit uralten Fahrgeschäften. Als ich dort war, war außer dem Riesenrad nichts in Betrieb. Aber der Park offenbarte mir genau das Wien, das ich ursprünglich gesucht hatte. Eine aus der Zeit gefallene Stadt mit Überraschungsmomenten. Nicht weit vom Böhmischen Prater kann man sich dann in die Zukunft beamen. Biotope City Wienerberg hat sich zur Aufgabe gemacht, "dichte Bebauung und wirkungsvolle Begrünung zu verbinden". Wen das Thema interessiert, der findet über die Website der IBA, die 2022 in Wien stattgefunden hat, wertvolle Informationen. Der 10. Bezirk ist nicht eben die erste Adresse, die man als Tourist ansteuert. Aber wen Vielfalt interessiert, der ist hier richtig. Auch der Reumannplatz, DER Verkehrsknotenpunkt im 10. Bezirk, ist sehenswert. Hier hat Multikulti das Sagen. Als ich von hier aus wieder zurück ins Zentrum fuhr, konnte ich vom Bus aus beobachten, wie ein Gemüsehändler den Kofferraum seines Benz öffnete...Der komplette Kofferraum war voll mit herumkullernden, knallgelben Zitronen. Auch das ist Wien.
Als Texter arbeite ich viel im Bereich Energie. In meinem Blog erzähle ich von Orten, die lohnenswert zu besichtigen sind. Hier kann ich beides verknüpfen.
Auf diesen Text freue ich mich besonders: Es geht unerwartet um pure Lebensfreude, wenngleich es erst nach Stress aussieht, um spontane Entscheidungen und um Eis.
Hohenheimer Gärten: Es ist hier völlig egal, welches Wetter gerade ist oder welche Jahreszeit. Die Gärten sind zwölf Monate im Jahr eine Offenbarung für Naturliebhaber.
Ein junger Mann, der mit seiner Violine um UNICEF-Spenden wirbt, eine fantastische Lobby Lounge & Bar im Palais Hansen Kempinski Vienna, ein ganz besondere Nachmittag.